Mehr Frauen für Wikipedia

Frauen sichtbar machen

Sie kennen das: Sie lesen irgendwo, dass Frau xy neue Präsidentin von Organisation z ist. Oder dass Professorin xy die Leitung eines internationalen Projektes im Bereich z übernommen hat. Weil Sie sie nicht kennen, fragen Sie google. Und wenn die Suchmaschine Ihnen einen Wikipedia-Eintrag über die gesuchte Person anbietet, lesen Sie zuerst diesen. Weil er in der Regel ausführlich ist und immer weiterführende Links, Angaben zur Person und zum Beruf oder politischen Werdegang anbietet. Dass Sie dieses Angebot nutzen können, ist alles andere als selbstverständlich. Dass Sie Frau x oder Professorin y auf Wikipedia finden, ist es noch viel weniger. Nur rund 18% der Einträge beinhalten Frauen…

Seit 2018 halten in der Schweiz Dutzende von Journalistinnen und Autorinnen entgegen (auch Männer nehmen teil). Zweimal im Jahr treffen sie sich zum einem Edit-a-thon «Frauen für Wikipedia»  und schreiben einen Abend lang Einträge über Frauen. Es gibt verschiedene Veranstaltungen dieser Art, eine davon ist ein Gemeinschaftsprojekt von SRF, Ringier und Wikimedia. Gastgeberinnen sind Susanne Wille (SRF), Katia Murmann (Ringier), Muriel Staub (Wikimedia) und Patrizia Laeri (Moderatorin und Mitgründerin des Edit-a-thon). Die letzte Veranstaltung im Mai (Bilder) musste leider online stattfinden, die nächste ist für den 10. November geplant. Interessierte finden die Initiative auch unter #WomenEdit und @editation.ch Die Edit-a-thon-Website ist zwar nur auf Deutsch geschrieben, ein Blick darauf lohnt sich dennoch. Nur schon die Fotos sind inspirierend. Eine ebenfalls interessante Website dazu ist Who writes his_tory? Der Name ist Programm: Wer schreibt eigentlich «die Geschichte»? Weil im Englischen das Wort Geschichte «History» heisst und der Wortteil «his» auf «seine», also die männliche Form hindeutet, wird seit vielen Jahren immer wieder auch das Wort «Herstory», also «ihre Geschichte» verwendet.

Ihre Redaktorin Christine Loriol hat selber schon einmal an einem Edit-a-thon teilgenommen. Zwei Erkenntnisse nahm sie aus dem Abend mit: Es ist unglaublich befriedigend und inspirierend, mit anderen Frauen zusammen etwas Sinnvolles beizutragen; und es ist also gar nicht so einfach, einen Wikipedia-Eintrag zu verfassen – sogar wenn man von Berufes wegen schreibt. Zum Glück gab es langjährige Wikipedianerinnen (Frauen und Männer), die Neulinge geduldigst unterstützten…


Und hier einige interessante Links aus verschiedenen Sprachregionen

Im Blog von www.ch2021.ch ein ausführliches Interview von Cécile Speitel mit Muriel Staub https://ch2021.ch/edit-a-thon-frauen-fuer-wikipedia/
https://murielstaub.ch/

Ein allgemeiner Artikel zum Thema aus Frankreich.
https://www.franceculture.fr/numerique/wikipedia-seulement-18-de-pages-pour-les-femmes

Auch Universitäten veranstalten Edithatons, zum Beispiel die EPFL in Lausanne und Universität Genf.
https://actu.epfl.ch/news/un-editathon-sur-wikipedia-consacre-aux-femmes-de-/
https://www.unige.ch/rectorat/egalite/egalite-et-cite/wikipedia/

Im zweisprachigen Biel-Bienne gab es sogar eine Aktion, um Bielerinnen in Wikipedia hinein zu bringen.
https://www.biel-bienne.ch/fr/details.html/29/news/1836

Und die Solothurner Filmtage haben Frauen aus der Filmbranche in einer speziellen Veranstaltung in Wikipedia hineingeschrieben.
https://www.solothurnerfilmtage.ch/de/solothurn-2021/programm/wikipedia-editier-workshop-who-writes-history

Das Tessin hat mit seinem Frauenarchiv sogar eine Art physisches Wikipedia.
https://www.archividonneticino.ch/

Und hier noch ein allgemeiner Artikel zum Thema auf Italienisch.
https://www.tio.ch/newsblog/ated-ict-ticino/1412273/wikimedia-ch-come-si-tutela-e-promuove-il-sapere-svizzero

Ebenfalls sehr interessant: Ein Blick nach Italien.
https://www.ecodibergamo.it/stories/eppen/extra/appuntamenti/il-progetto-wikidonne-di-camelia-boban-perche-anche-le-donne-vanno-raccontate_1385207_11/