Sichtbar werden – Frauen im Berner Rathaus


Sichten von Dokumenten zur Stimmrechtsdebatte

Die promovierte Berner Juristin Marie Boehlen setzte sich Mitte des 20. Jahrhunderts vehement für das Frauenstimmrecht ein. Sie spürte die Ungleichbehandlung tagtäglich in ihrem Berufsalltag, begegnete auf Schritt und Tritt der Lohn- und Rechtsdiskriminierung der Frauen und litt sehr unter den Ungerechtigkeiten. Zusammen mit dem Frauenstimmrechtsverein nahm sie den mühsamen Weg auf sich und sammelte Unterschriften für eine Gesetzesinitiative über das Frauenstimm- und Wahlrecht auf Gemeindeebene, die jedoch 1959 vom männlichen Stimmvolk haushoch abgelehnt wurde.

Es dauerte nochmals etliche Jahre bis 1971 das Frauenstimm- und Wahlrecht auf nationaler Ebene angenommen wurde. Die Ausstellung im Berner Rathaus gibt Einblick in den Abstimmungskampf. Die Gegner verbreiteten lauthals die Meinung, dass die Frauen nicht für die Politik geschaffen seien. Sie würden emotional agieren, die Geschäfte verkomplizieren und verteuern, war männiglich überzeugt. Sie mussten besser sein als die männlichen Kollegen und durften sich keine Fehler erlauben. Häufig erlebten sie, dass sie nicht am Inhalt ihrer Aussagen sondern an ihrer äusserlichen Erscheinung gemessen wurden.

Fazit: Die Frauen gehören ins Haus. Die CVP-Politikerin Josi Meier, die als erste Frau ins Parlament einzog, war es, die anlässlich einer Rede sagte: „Endlich verstehe ich den Satz «Die Frauen gehören ins Haus.» Natürlich gehören wir ins Haus, ins Gemeindehaus, ins Rathaus, ins Bundeshaus!“

 

Einblick in die Statistik

Die kantonale Fachstelle für Gleichstellung von Frauen und Männern im Kanton Bern wurde 1986 dank zweier Motionen, eine davon von Marie Boehlen, gesetzlich verankert. Sie gilt als Anlauf- und Beratungsstelle in allen Fragen der Gleichstellung im Kanton. Es gebe immer noch viel zu tun, meint Barbara Ruf, Leiterin der Fachstelle. Als aktuelle Themen nennt sie z.B. Stereotypien bei der Berufswahl aufgrund traditioneller Rollenbilder, Einkommensunterschiede u.a. als Folge von fehlender Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder sexuelle Belästigung.

 

Frauen im Berner Rathaus
14.02.2024: Referat und Ausstellung der kantonalen Gleichstellungsstelle von Frau und Mann mit Barbara Ruf und Myrta Ettlin

https://www.gleichstellung-im-kanton-bern

Texte: Maja Spillmann
Bilder: Magdalena Bösiger