Interview mit Annina Arpagaus

Anwältin, Ehefrau und Mutter von drei Kindern. Wie lange arbeiten Sie schon bei der Migros? Und wie ist Ihr professioneller Weg verlaufen?
Ich bin tatsächlich schon seit 20 Jahren bei der Migros tätig. Das hätte ich mir zu Beginn nie träumen lassen. Nach mehreren Jahren in der Rechtsabteilung MGB wechselte ich im Rahmen eines Mandates für eine Statutenrevision in die – mir bis anhin unbekannte –  Welt der Migros-Organe und damit in das Generalsekretariat, das ich nun seit 12 Jahren leiten darf. Diese vielseitige Tätigkeit am Pulse des Migros-Geschehens fordert mich auch heute noch heraus und macht ausserordentlich Spass.

Ihre Kinder sind jetzt erwachsen, aber wie haben Sie Beruf & Familie unter einen Hut gebracht?
Dank grossartiger Unterstützung meiner Familie, vor allem meinem Mann und meiner Eltern. Unsere Töchter haben früh gelernt, sehr selbständig zu sein

Was waren Ihren verschiedenen juristischen Stationen?
Nach Stationen auf dem Gericht und in verschiedenen Anwaltskanzleien habe ich schnell gemerkt, dass es mich in Richtung Unternehmen zieht. „Inhouse“ zusammen mit den Entscheidungsträgern und dem Business Lösungen vorantreiben zu können, liegt mit definitiv mehr am Herzen, als in der Rolle einer externen Anwältin zu beraten.

Ihre Funktion ist breit. Kurz zusammengefasst:

  • Sie sind verantwortlich für die Leitung des Generalsekretariats.
  • Sie sind für die Sitzungen und Geschäfte der Generaldirektion, der Verwaltung und deren Ausschüsse sowie der Delegiertenversammlung MGB verantwortlich.
  • Sie beraten die Organe und deren Vorsitzenden, insbesondere in Zuständigkeits- und Verfahrensfragen
  • Sie sind verantwortlich für den Geschäftsbericht

Zusammengefasst: Ihr direkter Ansprechpartner ist der CEO MGB, aber Sie arbeiten auch eng mit der Präsidentin der Verwaltung und der Präsidentin der DV.

Wie meistern Sie die Orchestrierung der verschiedenen Organe? Haben Sie hier ein konkretes Beispiel?
Einem Geschäft liegt zuerst die unternehmensintern vorgegebene Zuständigkeit für die Entscheidung zugrunde. Daran müssen wir uns zwingend halten. Je nach Tragweite oder Brisanz eines Geschäftes überlegen wir dann, wie wir die Entscheidungsträger rechtzeitig informieren oder involvieren können. Einfach Unterlagen zehn Tage vor der Sitzung zu versenden, reicht heute meistens nicht mehr. Die Organvertreter möchten frühzeitig involviert und angehört werden.
Bekannte Beispiele, bei welchen effektiv die gesamten Migros-Organe in den Entscheidungsprozess involviert waren, sind die Alkoholabstimmung oder jüngst die Gründung der Supermarkt AG.

Wie schätzen Sie die Vorteile einer Genossenschaft gegenüber einer AG ein?Den Vorteil einer Genossenschaft sehe ich vor allem in der demokratischen Willensbildung und im Einbezug des föderalistischen Gedankens. Diese Struktur und geteilte Macht stärken das Unternehmen. Nicht zufällig ist die Schweizerische Eidgenossenschaft ähnlich organisiert.
Zudem ist die Genossenschaft nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Dies erlaubt es der Migros, einen Teil der erwirtschafteten Mittel den GenossenschafterInnen und KundInnen zurückzugeben, sei es im Rahmen von attraktiven Preisen oder von Kultur- und Bildungsangeboten.

Welcher war der herausforderndste Moment auf Ihrem Weg bei der Migros?
In meinen Migros-Jahren gab es schon viele herausfordernde Momente. In meiner Schnittstellenfunktion besteht die Herausforderung darin, Lösungen herbeizuführen, welche schlussendlich durch alle Entscheidungsträger unterstützt werden können.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Welche sind Ihre Hobbies?
Den Ausgleich finde ich am besten beim Sport in der Natur: zu Fuss, auf dem Fahrrad oder auf den Skiern.

       

Kochen Sie gerne? Können Sie uns Ihr Lieblingsrezept mitteilen?
Unter der Woche muss das Kochen schnell gehen, entsprechend gibt es meistens Pasta. Am Wochenende nehme ich mir aber gerne Zeit und koche für Familie und Gäste. Hausgemachte Capuns gehören zu meinen Lieblingsrezepten.

11.02.2024/Annina Arpagaus