Interview Laura Meyer

Laura Meyer, Sie sind mitten in der Corona-Pandemie CEO von Hotelplan Group geworden. Was hat Sie daran gereizt, das Unternehmen mitten in der grössten Krise aller Zeiten zu übernehmen?
Gibt es etwas schöneres als Reisen und die Welt entdecken? Ich finde nicht. Zudem kannte ich Hotelplan Group ja bereits aus meiner Tätigkeit als Verwaltungsrätin und das Unternehmen und die Branche waren für mich somit kein Neuland. Ich wusste immer: Ist die Krise überstanden, dann will die Welt wieder entdeckt werden. Und wie wir sehen, ist dies nun wieder der Fall. Der Nachholbedarf an Ferien im Ausland ist riesig und wir steuern wieder auf das Umsatz-Niveau von 2019 zu. Aber zugegeben, die letzten drei Jahre waren eine äusserst herausfordernde Zeit für Hotelplan Group, welche nur dank der herausragenden Arbeit all unserer Mitarbeitenden überstanden werden konnte.

Apropos Herausforderungen: Sie sind Ehefrau und Mutter zweier Kinder. Wie bringt man Beruf und Familie unter einen Hut. Was ist ihr Geheimtipp?
Ein gutes Time-Management. (lacht) Ich habe das Privileg, dass ich ein sehr gutes familiäres Umfeld habe und auf die Unterstützung meiner Familie zählen kann. Zudem engagiert sich auch mein Mann stark im täglichen Familienleben, was es mir ermöglicht, alles unter einen Hut zu bringen. Aber selbstverständlich ist es eine Herausforderung Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Das hat aber nichts mit mir als Frau zu tun, sondern ist für alle berufstätigen Personen sicherlich nicht immer einfach – auch nicht für die Männer.

Der Fachkräftemangel ist derzeit eines der dominierenden Wirtschafts-Themen. Spürt ihr diesen bei Hotelplan Group ebenfalls?
Wie fast alle Branchen wurde auch die Reisebranche vom Fachkräftemangel leider nicht verschont. Die meisten Stellen, die aktuell zu besetzen sind, sind Filialmitarbeitende. Bewerbungen für diese Stellen erhalten wir genügend, jedoch qualifizieren sich die Bewerbenden mit ihren Fachkenntnissen oftmals nicht für die Stellen. Wir sind uns bewusst, dass gewisse Anforderungen unsererseits hoch sind. So benötigen Filialmitarbeitenden zum Beispiel ein grosses Wissen über all die Destinationen, welche bereist werden können. Denn kennt jemand nur Zypern, Kreta und vielleicht noch Italien aus den eigenen Ferien, dann genügt dies nicht, um unseren Kundinnen und Kunden optimal für die bevorstehenden Reise zu beraten. Wir versuchen aber auch neue Wege zu gehen, um neue Mitarbeitende zu finden. So bieten wir zum Beispiel neu ein Quereinsteigerprogramm oder eine einjährige Reisebüro-Ausbildung nach dem regulären KV an.

Was zeichnet Hotelplan Group als Arbeitgeberin aus?
Wir haben das schönste Produkt und tolle Mitarbeitende mit äusserst diversen Profilen, aber einer Leidenschaft: das Reisen. Das schweisst uns enorm zusammen und zeigte sich gerade auch während den anspruchsvollen Pandemiejahren. Wir ermöglichen den Mitarbeitenden viel Flexibilität, inkl. der Möglichkeit von Workation, also die Möglichkeit Arbeit und Ferien zu kombinieren, und bieten weitere  attraktive Lohnnebenleistungen an. Auch sind wir genügend gross, um die Themen richtig anzupacken,  aber auch genügend klein, um schnell und unkompliziert Dinge voranzutreiben. Unsere Mutter die Migros steht zudem für Stabilität.

Kommen wir noch auf das Geschäft zu sprechen. Wie läuft es bei euch momentan?
Wie sind mit der aktuellen Buchungslage zufrieden. Der Nachholbedarf nach Ferien im Ausland ist gross, das spüren wir bei den klassischen Badeferien, individuellen Rundreisen und auch bei der Vermittlung der Ferienwohnungen durch unsere Tochter Interhome Group. Unsere Kundinnen und Kunden haben das Vertrauen ins Reisen wieder zurückgewonnen und buchen ihre Ferien wieder gleich weit im Voraus wie vor der Pandemie. Wir sind auf dem besten Weg zurück zur „Normalität“.

Oft hört man, das Reisen nun viel teurer geworden sei. Einige sprechen gar von einem Luxusprodukt.
Reisen ist teurer geworden vor allem wegen den Flügen, und das ist auch in Ordnung – die Flugpreise waren in der Vergangenheit teilweise einfach zu tief. Die aktuellen Reisepreise müssen allerdings präzise betrachtet werden. Die Flugpreise sind teilweise gestiegen. Gerade zum Beispiel nach Asien, weil die Airlines noch nicht mit der gleichen Kapazität fliegen wie vor der Pandemie. Im Bereich der Pauschalreisen rund ums Mittelmeer ist das Preisniveau nicht sehr viel höher als 2019. Um einer möglichen Preissteigerung im Sinne der Kundinnen und Kunden entgegenzuwirken, hat Hotelplan Suisse bereits Ende letzten Jahres zahlreiche Charterplätze ab den Flughäfen Zürich und Bern eingekauft. Gleichzeitig haben wir attraktive Preise bei vielen Hoteliers – zum Beispiel auf Kreta, Zypern, Mallorca, in der Türkei oder Ägypten – gesichert. Schliesslich sind unsere Mitarbeitenden Profi darin, für das jeweilige Budget das Beste herauszuholen. Damit bleibt die Preissteigerung für Badeferien am Mittelmeer auf einem verhältnismässig tiefen Niveau. Ganz nach Gottlieb Duttweilers Grundgedanke „Ferien für alle zu ermöglichen“.

Stichpunkt Nachhaltigkeit. Wie passen die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Migros mit dem Reisen zusammen?
Aussergewöhnliche Reiseerlebnisse basieren auf einer intakten Umwelt und einem stabilen sozioökonomischen System. Entsprechend verpflichtet sich die Hotelplan Group einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie, nicht nur der CO2-Bilanz. Die ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie beinhaltet ökologische, soziale, wie auch ökonomische Aspekte, welche entlang unseres Konzepts „One Planet, People & Places und Responsible Business“ mit Initiativen und Projekten auf Gruppen- und Unternehmensebene unterlegt werden. Zudem sind wir in der Schweiz Vorreiter in Sachen Klimabeiträge leisten. Bei allen bei uns gebuchten Reisen kann ein Klimabeitrag geleistet werden. Zudem kann in ausgewählten Hotelplan Filialen sowie bei Finass Reisen bereits Sustainable Aviation Fuel (SAF) gekauft werden, um damit den CO2-Fussabdruck bei Flugreisen noch direkter zu reduzieren.

Was sind ihre Geheimtipps für all diejenigen, welche ihre Sommer- oder auch Herbstferien noch nicht gebucht haben?
Der beste Tipp ist natürlich die Ferien bei Hotelplan zu buchen. (lacht) Reisen ins benachbarte Ausland können oftmals mit dem Zug gemacht werden. Dies ist zum einen nachhaltig und zum andern erspart man sich den gesamten Prozess am Flughafen mit Check-in und dem Anstehen vor der Sicherheitskontrolle. Wer mit dem Flugzeug verreist, demjenigen empfehlen wir wenn immer möglich ausserhalb der Schulferien zu reisen oder dann statt an einem Samstag oder Sonntag unter der Woche zwischen Montag und Donnerstag abzureisen. Da hat es zum einen weniger Reisende an den Flughäfen und die Preise sind oftmals noch günstiger. Das schon also die Nerven als auch das Portemonnaie. Und wer die grossen Massen umgehen möchte, empfiehlt sich in die weniger bekannten Touristenhotspots zu reisen: auf Zypern zum Beispiel in die Region rund um Paphos statt rund um Ayia Napa und auf Kreta statt rund um Heraklion in die Region rund um Chania oder Ierapetra. Solche Tipps haben unsere Mitarbeitenden in unseren Filialen haufenweise. Vorbeigehen lohnt sich bestimmt.